Freitag, 7. August 2009

Soziales Jahr für alle 18-Jährigen

"We are born to spray" war in zufällig mal richtigem Englisch an unserem Bahnhofsgebäude zu lesen und ist eine zutreffende Kernaussage vieler Jugendlicher von heute. Unser Bahnhof liefert auch sonst ein beredtes Zeugnis davon, womit sich viele (sicherlich nicht alle) Jugendlichen heutzutage beschäftigen: Zerstörung von Allgemein- und Privateigentum, Verunglimpfung von anderen Gruppen "fuckU Murat" , Komasaufen, Randale, Hinterlassung von möglichst viel Unrat, vorsätzliche Missachtung von Vorschriften jeder Art und dergleichen mehr.



Jugendliche finden nichts mehr dabei, ihre dreckigen Schuhe auf dem Polster des gegenüberliegenden Sitzes abzuwischen, ihre ausgetrunkenen Bierflaschen einfach an Ort und Stelle stehen zu lassen, Bahn- und Busfensterscheiben mit scharfen Gegenständen zu verkratzen oder eine Toilette so zu verlassen, wie man sie wirklich nicht anzutreffen wünscht.

Kontroverse Diskussionen werden nur schreiend ausgetragen, wenn denn überhaupt eine verbale Kompetenz vorhanden ist. In den dann scheints unvermeidlich (ohne "Beißhemmung") folgenden tätlichen Angriffen gibt es oft keine soziale Hemmschwelle mehr, auch auf ein am Boden liegendes Opfer wird mit Schuhen eingetreten, ohne die geringsten Bedenken, welche Folgeschäden dieser Mensch womöglich davontragen wird.

Die Polizei sagt: "Wenn wir dahin kommen, sind es alles ganz brave Jungens"
Klar, wenn man das Polizeiauto auch im Dunkeln schon von weitem an den Dachaufbauten erkennt.

Dass Heranwachsende schon immer ein Problem waren, kann man schon bei Goethe nachlesen, aber ob es damals auch schon so heftig war?

Die Hintergründe derart verwahrloster Sitten liegen oft genug in der Familie, die manchmal keinen Deut besser ist.

Mein Vorschlag zur Lösung dieser Probleme ist die Einführung eines "Sozialen Jahres" für alle Heranwachsenden, also auch den Mädchen, gleichzeitig Abschaffung der Wehrpflicht.
Da würde Mancher erst einmal lernen, sich in eine Gemeinschaft einzufügen, denn er wäre mit Sicherheit nicht mehr in seiner "Clique" , wo er sich vielleicht durch besondere Brutalität eine Vorrangstellung erkämpft hat. Möglicherweise käme er dann sogar in ein Umfeld, wo ihm seine sozialen Defizite von ganz alleine aufgehen. Nein, ich plädiere hier nicht für eine Neuauflage des NS-Arbeitsdienstes. Sondern dass durch dieses "Soziale Jahr= SJ" wirklich jedem klar gemacht würde, dass eine Gemeinschaft nur funktioniert, wenn auch eine gemeinsame Mindest-Ethik vorhanden ist.
Beispiel: Wenn der Oberrambo der Bahnhofs-Clique gezwungenermaßen bei der Feuerwehr mitmachen muss, wüssten die Feuerwehrleute bestimmt, wie man den kirre kriegt. Und die Hoffnung ist, dass es dem dann nach einer Weile dort doch gefällt und er sein zukünftiges Verhalten ändert.
Wer einer Fassaden-Putzkolonne zugeteilt wird, welche Graffitis entfernen muss, wird möglicherweise dieses "Hobby" aufgeben oder sich wenigstens überlegen, welche Wände dafür in Frage kommen.
Die kommunale Fassaden-Putzkolonne (oder ähnliche Organisationen) gibt's heute leider nicht. Warum nicht? Weil kein Geld dafür da ist. Wer sein SJ ableistet, bekommt dafür nur ein Taschengeld (entsprechend dem Wehrsold) und deshalb würden viele dringend notwendige soziale Vorhaben plötzlich erschwinglich.
Das SJ muss ja gar nicht ein ganzes Jahr dauern, vermutlich tut's ein halbes Jahr auch.
Die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht (die ist auch ungerecht, weil die Mädchen nicht inbegriffen sind) scheitert wahrscheinlich auch daran, dass niemand weiß, womit die ZiVis ersetzt werden sollen. Soldaten, wenn sie denn überhaupt notwendig sein sollten, müssen heutzutage derart komplexe Waffensysteme beherrschen, dass es für einen Wehrdienstler sowieso unmöglich ist, diese in der kurzen Zeit wirklich zu erlernen.

Fragen Sie doch mal ihren Abgeordneten (www.abgeordnetenwatch.de), was er dazu meint.

3 Kommentare:

Querulanter Veganer hat gesagt…

Unsere Gesellschaft ist sozial krank, unser Bildungssystem ist es erst recht. Ich weiß nicht, ob man das in einem Jahr wettmachen könnte. Ich finde es sinnvoller, weiter für bessere Politik und bessere Bildung zu streiten, als sowas zu fordern.

Wir werden uns jetzt erstmal wehren müssen, den Sozialstaat und unsere Denkfreiheit zu erhalten. Ein Paradigmawechsel in Politk und Wirtschaft wäre von Nöten. Letztlich ist das ein Streit um die Macht.

Für mich sind viele der heutigen Jugendlichen auch Arschlöcher, aber wenn das Leben wieder lebenswerter wäre, würde sich viele besser benehmen.

Materiell geht es uns im Vergleich zu anderswo immer noch gut. Unter lebenswertem Leben verstehe ich aber, daß man Perspektiven hat, sich selber verwirklichen kann, statt nur ein dummer Konsument zu werden.

So ein soziales Jahr von den derzeitigen Politiker umgesetzt, wäre zum Gruseln. An das Grundeinkommen glaube ich auch nicht, so schön und nötig es wäre. Da muß erstmal ein humaneres Menschenbild und eine Würdigung aller auch privat "geleisteter" Arbeit her. Also schon wieder utopische Paradigmen, die nicht in Sicht sind.

Rein ökonomisch könnte man den Leuten schon deshalb ein Grundeinkommen zahlen, weil es billiger als Knast ist. Dazu bessere Bildung und wir hätten einen großen kulturellen Fortschritt. Aber solange keiner was geschenkt bekommen darf und die Ökonomie keinen Nutzen sondern nur den Profit kennt, wird es kein Grundeinkommen geben. Das werden uns die Amis irgendwann vormachen. Die sind manchmal in positiven Sinne verrückt, wie Asterix auch gesagt hat.

Die Diskussion des Grundeinkommen scheint mir immerhin sinnvoller als das Soziales Jahr.

Ich sehe nicht alles schwarz:
Vielleicht bringt Paecon was. Wir brauchen besser ausgebildete Ökonomen und weniger BWL-Blubber-Demagogen. Daß Zensursula jetzt so viele Leute politisiert ist auch nicht schlecht.

Fahrofix hat gesagt…

"Aber solange keiner was geschenkt bekommen darf und die Ökonomie keinen Nutzen sondern nur den Profit kennt, wird es kein Grundeinkommen geben.", das kann ich nur unterstreichen.
Auch ist es so, dass man für jeden eingesparten Lehrer einen Polizisten einstellen müsste.
Dennoch, das soziale Jahr hätte schon den Nutzen, dass dadurch viele positive Effekte erzielt werden könnten, denn die Mehrheit der Jugendlichen ist so unsozial gar nicht.

Fahrofix hat gesagt…

"Aber solange keiner was geschenkt bekommen darf und die Ökonomie keinen Nutzen sondern nur den Profit kennt, wird es kein Grundeinkommen geben.", das kann ich nur unterstreichen.
Auch ist es so, dass man für jeden eingesparten Lehrer einen Polizisten einstellen müsste.
Dennoch, das soziale Jahr hätte schon den Nutzen, dass dadurch viele positive Effekte erzielt werden könnten, denn die Mehrheit der Jugendlichen ist so unsozial gar nicht.