Mittwoch, 24. Dezember 2008

Ab sofort der Ideal-Kunde für Krankenkassen: Der Kleinrentner!

Ob der "Stern" mit seinem Vorwurf an Ulla und Angie mit der Krankenversicherungsreform den "Pfusch des Jahres" geschaffen zu haben, recht hatte oder nicht, kann ich nicht wirklich beurteilen, aber wahrscheinlich schon.


Jetzt habe ich mich mal mit den neuen Beitragsregeln beschäftigt und folgendes herausgefunden:
Als Kleinrentner zahle ich jetzt 15,5% Beitrag, vorher waren es bei meiner Kasse 13,8 + 0,9%, also 14,7% . Da will ich mal nicht meckern, denn den Aufschlag hab ich durch die Super-Rentenerhöhung des vergangenen Jahres (wissen wir doch noch: (1,1% !!) ja nicht nur kompensieren können, sondern sogar noch 2 € Überschuss gehabt. Übrigens: Gerade so viel hat davon auch meine Krankenkasse bekommen.
Diese schönen Mehreinnahmen der Kassen durch die jeweiligen Rentenanpassungen (an die Inflationsrate, diese ist jedoch deutlich schneller!) sind nun leider vorbei.


Dafür sind speziell wir Kleinrentner nun der ideale Kunde geworden. Und warum?
Leicht an meinem Beispiel zu erklären:

Bisher bekam meine Kasse von mir bzw. meinem Rentenversicherer monatlich rund 70 € . Da hat der Hauptkassierer der Krankenkasse immer trocken schlucken müssen, denn - sind wir mal ehrlich - für 70 € kann man sich keinen Diabetes Typ II oder womöglich noch sonstige Zipperlein leisten - ein echtes Draufzahlgeschäft für die Kasse. (Ich muss z.B. täglich eine Pille nehmen, die früher 1,40€ kostete und jetzt als Generikum, immer noch 0,67 € kostet)


Ganz anders sieht das aus ab dem 1.1.09.
Da gibt's pro Rentner-Nase einen Pauschalbetrag für die Kasse: 185,64 € , wovon allerdings die Kasse wieder 172,70 abgeben muss.
Nicht so, wenn ich krank bin. Da gibt's die Grundgebühr und noch je nach hübscher Krankheit (gerne z.B. Leberzirrhose 96,96 oder Herzinsuffizienz 112,70) was dazu.


Was lernen wir daraus? Die Krankenkasse hat größtes Interesse daran, dass die Rentner schön krank sind, nicht wahr. Auf jeden Fall gibt's pro Kleinrentner mehr Kohle wie bisher, vorausgesetzt, er ist nicht zu gesund.

Es heißt ja schließlich auch nicht "Gesundenkasse".

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Unwirtliche Wirtschaften.

Nun wohne ich seit bald 2 Jahren in diesem hübschen südhessischen Städtchen und bereue es nicht, hier her gezogen zu sein.

Die Verkehrsverbindungen zur nahe gelegenen Großstadt Mannheim sind sehr günstig. Mit der Bahn ist man in nur 12 Minuten am Hauptbahnhof. So gesehen könnte man sich seine Stammkneipen auch in Mannheim suchen und wäre nicht auf das Angebot am Ort angewiesen. Aber wieso kommt man überhaupt auf solch einen Gedanken?

Gastronomisch gesehen hat sich mir diese Stadt leider noch nicht erschlossen. Zwei Arten von gastronomischen Betrieben gibt es hier in ausreichender Menge: Spielsalons und Fresstempel, wenn man das mal so flapsig sagen darf.

Spielsalons gibt es hier, die sogar 24 Stunden rund um die Uhr geöffnet haben, wobei ich mich allerdings frage, wer denn wohl morgens um halb fünf dort an einem Automaten sitzt. Aber vielleicht haben diese Unternehmen auch eine soziale Funktion als Obdachlosen-Bleibe, geheizt wird es dort schon sein.

Bisher noch nicht gelungen ist mir, eine angenehme Stammkneipe ausfindig zu machen. Da erhebt sich allerdings primär die Frage, wozu braucht man eigentlich eine solche. Die Antwort ist keineswegs der Alkoholkonsum, sondern die Kommunikation mit anderen Bürgern in lockerer Atmosphäre.

Bisher habe ich hier allerdings nur Kneipen angetroffen, deren Wirte sich große Mühe geben, genau das zuverhindern. Was sich dafür besonders gut eignet, sind große Bildwände, auf denen entweder Fußball oder Musikvideos in den Gastraum plärren, auch Spielautomaten haben sich als Kommunikationsbremse gut bewährt. Die Raucher sprechen zwar meistens schon miteinander - aber vor der Türe oder hinter der Luftschleuse im Nebenraum.

Aber auch wenn schöne Musik von alten Schallplatten vorgeführt wird, ist die dafür gewählte Lautstärke derart, dass einem schier das Trommelfell platzt und natürlich kann man sich dann mit seinen Nachbarn nicht mehr unterhalten. Vermutlich ist es deshalb so laut, weil der DJ die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Gäste auf diese Weise erzwingen will.

Um als Fremder in einem Lokal einmal mit Leuten ins Gespräch zu kommen, die man vorher nicht kannte, kann man sich natürlich nicht an einen Tisch in der Ecke setzen. Dafür gibt es ja auch die Bartheke. Dennoch kann es vorkommen, dass man dort entweder isoliert sitzt oder die Nachbarn ein Gespräch führen, für das man selbst kein Interesse hat.

Was macht man nun dann als vereinsamter Gast? Eventuell könnte man ja einmal eine interessante Zeitschrift ansehen. Natürlich ist derartige Literatur weit und breit nicht anzutreffen; wenn man Glück hat, vielleicht das örtliche Käseblatt vom Vortag. Bleibt dem Gast das Starren auf die hochinteressante Gläservitrine.

Hier ist eigentlich der Punkt gekommen, wo ein guter Gastwirt eingreifen sollte, indem er seinen Gast in ein unverbindlich freundliches Gespräch verwickelt.

Traurig ist ein Pub, in welchem Gast und Gastwirt wortlos aneinander vorbei starren.

Aber vielleicht gibt es hier doch noch ein Lokal mit sozialem Ambiente, in welches man gerne einmal geht, um mal wieder mit Leuten zu sprechen, auch mit solchen, die man vorher noch nicht kannte, und ich habe es nur noch nichtgefunden.

Notfalls bleibt noch Mannheim, da weiß ich wohl, wo es so etwas gibt.