Samstag, 6. Februar 2010

Soziale Gerechtigkeit und die FDP

Zunächst hätte ich hier einmal eine kleine Lerneinheit für
FDP-Wähler und ihre Abgeordneten:
Buchstabieren Sie mal ganz langsam zur Übung:
S O Z I A L Hat schon geklappt? Nochmal: S O Z I A L

Vermutlich nicht nur ich bin hochbegeistert von den politischen Vorhaben der FDP.
Das war dringend nötig, dass Rechtsanwälte, Steuerberater, Zahnärzte, Chefärzte und ähnlich notleidende Berufsgruppen – nicht zuletzt arme Hoteliers (Mövenpick!) endlich mal wieder Vertreter in der Regierung haben, die was für sie tun.
Besonders toll finde ich den exorbitanten Gerechtigkeitssinn des Herrn Dr. Rösler:
„Gleiche Kassenprämien für alle“ Das trieft förmig vor Gerechtigkeit: Nehmen wir mal zum Beispiel den zZt. gültigen Kasssenbeitrag von, 15,5 % Nehmen wir dann einen unterbezahlten Assistenzarzt, der vielleicht 4000 brutto hat, der zahlt jetzt 620 €
Nehmen wir nun eine opulent bezahlte Verkäuferin (nicht die vom Schlecker, die bekommen weniger) die hat evtl. 1500 € in der Tüte und davon leistet sie 232,50
Wenn man diese beiden Verdienste mittelt = 2750 € wäre Rösler-gerecht für beide also 426 € Nun ist es bisher so, dass davon der Arbeitgeber die Hälfte zahlt, (weil nämlich die Arbeitnehmer auch während oder wegen der Arbeit krank werden) aber das will die FDP ja auch abschaffen. Ja, mehr Netto vom Brutto – für den besser Verdienenden.
Also Herr Doktor hat noch 3690 € und die Verkäuferin hat üppige 1384 € Herr Doktor muss davon wahrscheinlich noch Steuern zahlen (welche CDU +FDP ja kürzen wollen) die Verkäuferin natürlich nicht, kommt aber auch nicht in den Genuss von Steuerermäßigungen, zahlt zum Beispiel Ihren Fahrkilometer zur Arbeit ohne Staatszuschuss komplett selbst. (Hier denkt die Koalition über eine gleichmäßige Steuer von 25 % für alle nach – toll, findet die Verkäuferin sicherlich super, denn dann könnte sie ja die Fahrkilometer absetzen. !)

Wie der Kassen-Anteil dann bei meiner Kleinrente von 457 € aussieht (zZt 37 €) würde mich schon auch interessieren. Da freue ich mich schon riesig auf die gerechte Kopfpauschale.

Ob wenigstens bei diesem Supermodell des Dr.Rösler die besser Verdienenden, nämlich die, welche über 4000 haben und jetzt privat versichert sind, diese Kopfpauschale ebenfalls zahlen müssen? Glaube ich eher weniger.

Hier sollte man wissen: Die Schweiz hat nicht nur schöne Berge und gewissenlose Banker (so wie hier auch) sondern noch ein ganz brauchbares Gesundheitssystem, wo nämlich jeder – also auch der hoch Verdienende einzahlen muss. Das bräuchte man in Berlin nur abzuschreiben – aber die erfinden dort lieber das Rad neu.

Ach, wenn schon von der Schweiz die Rede ist: Jetzt sprechen die von Bankraub, weil der Staat die hinterzogenen Steuern wieder haben will. Das war unserem Finanzminister anzusehen, wie ungern er diese Daten-CD eingekauft hat – denn wer weiß, welcher arme Millionär, welcher der CDU schon immer so nahe steht - hier wieder auffällt. Nur dumm gelaufen, dass die Öffentlichkeit von diesem Angebot schon erfahren hatte. Das hätte er sonst sicher gerne unter den Teppich gekehrt, mit „das kann der Rechtsstaat nicht machen“. Kann er schon, seine Steuerganoven mit ein paar Tricks wieder einfangen.

Hallo Herr Westerwelle, mal herhören: Die Steuern sind kein Geschenk des Bürgers an den Staat, sondern der Vereinsbeitrag, der notwendig ist, um Gemeinschaftsaufgaben zu stemmen!. In einem guten Verein werden verdiente Mitglieder, die in wirtschaftliche Not geraten sind, nicht nur vom Beitrag befreit, sondern auch von den anderen unterstützt.
Vermutlich sind Sie in keinem Verein – und schon gar nicht in einem, wo das Wort „Sozial“ noch einen Inhalt hat.

Ach, lieber Leser, sollten Sie da doch Fragen an Ihren bevorzugten Abgeordneten haben:

http://www.abgeordnetenwatch.de